Neobiota
Die Problematik invasiver Pflanzen und Tiere in der Steiermark
In Österreich stehen derzeit ca. 1110 neophytische Gefäßpflanzenarten (= höhere, grüne Pflanzen) ca. 2950 heimischen Arten gegenüber, d.h. der Anteil an Neophyten liegt bei ungefähr 27 %. Davon als problematisch eingestuft werden etwa 20 Arten, eine Auswahl davon soll hier vorgestellt werden.
Archäophyten und Nutzpflanzen
Bei den Archäophyten in Mitteleuropa handelt es sich in den meisten Fällen um eine bewusste Verbreitung, bzw. Einschleppung. Untersuchungen in Tschechien (Pysek et al., 2002) weisen 688 Pflanzen auf, die heute als verwildert gelten, ursprünglich aber auf Grund eines bestimmten Verwendungszweckes (z.B. medizinische Zwecke, Ölpflanzen, Holzproduktion, Färbepflanzen, Faserpflanzen, usw.) eingeführt wurden, also Nutzpflanzen waren.
Nicht zu vergessen sind natürlich die Nahrungspflanzen! Bis in die Neuzeit gelangten vor allem südliche Arten - aus dem Mittelmeerraum und aus Vorderasien - nach Mitteleuropa (Kowarik, 2003). So stammen die meisten Getreidearten aus dem vorderen Orient (z.B. Dinkel, Hirse, Gerste, Weizen, Roggen, Einkorn). Laut Sitka, 1995, sind mit den Römern Öl- und Faserpflanzen (z.B. Lein, Mohn, Hanf), Gemüsepflanzen (z.B. Linsen, Erbse, Mangold, u.a.), Gewürz- und Heilpflanzen (z.B. Dill, Koriander, Knoblauch) und Obst (z.B. Pfirsich und Walnuss) nach Baden-Württemberg verbracht worden. Auch die, vor allem im Mittelalter stark kultivierten und gezüchteten, Kernobstsorten (i.e.S. Apfel und Birne) stammen als Wildform (Malus sylvestris und Pyrus pyraster) ursprünglich aus dem Vorderen Orient (Fauland et al. 2005).
Begriffsklärung: „invasive Pflanzen"
Als invasiv gelten Neobiota, die in wenigstens einem Biotoptyp (in Österreich) so häufig vorkommen, dass
• eine Verdrängung indigener Tier- oder Pflanzenarten belegt oder zu vermuten ist, oder
• die Struktur des Biotoptyps markant verändert wird, oder
• die Standortseigenschaften oder ökosystemare Prozesse langfristig verändert werden.
potentiell gesundheitsgefährdende Arten:
Ambrosie, Riesenbärenklau
(potentiell) volkswirtschaftsschädliche Arten:
Staudenknöterich, Eschenahorn, Rauhaariger Fuchsschwanz
problematische Arten im Natur- u. Landschaftsschutz:
Robinie, Götterbaum, Goldrute, Drüsiges Springkraut, Schlitzblättriger Sonnenhut
potientiell problematisch: Schmetterlingsflieder, Scheinindigo, Seidenpflanze,
Invasive Pflanzenarten
Das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia)
Die Goldruten (Solidago gigantea; Solidago canadensis)
Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Die Springkräuter (Impatiens glandulifera; Impatiens parviflora)
Die Staudenknöteriche (Fallopia japonica; Fallopia sachalinensis)
Der Eschenahorn (Acer negundo)
Der Götterbaum (Ailanthus altissima)
Der schlitzblättrige Sonnenhut (Rudbeckia laciniata)
Die Robinie (Robinia pseudoacacia)
Der Sommerflieder (Buddleja davidii)
Der Scheinindigo (Amorpha fruticosa)
Die Gemeine Seidenpflanze (Asclepias syriaca)
Der Rauhaarige Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus)
Invasive Tierarten
Der Marderhund (Nyctereutes procyonides)
Die Spanische Wegschnecke (Arion lusitanicus)
Der Dornfinger (Cheiracanthium punctorium)
Buchsbaumzünsler (Diaphania perspectalis)
Graskarpfen, Amurkarpfen (Ctenopharyngodon idella)
Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss)
Projekte zur Neophytenbekämpfung in der Steiermark
FA10 B Ragweedprogramm
FA19 B- Neophytenbekämpfung an der Steirischen Grenzmur
Steirische Grenzmur- Donnersdorf
Magistrat Graz Petersbach und Leonhardbach
Johanna Kozissnik: Neophytenkartierung in der KG Grabenwarth und an angrenzenden Fließgewässern
Michaela Wittmann: Evaluierung der Neophytenbekämpfung am Grazer Petersbach 2021
Michaela Wittmann: Evaluierung der Neophytenbekämpfung am Grazer Leonhardbach 2021