Neobiota

Die Problematik invasiver Pflanzen und Tiere in der Steiermark

Unsere Tier- und Pflanzenwelt war im Laufe der Zeit ständigen Veränderungen unterworfen; zum Einen durch den Menschen, zum Anderen durch Evolution. Dieser Prozess dauert heute noch an. Insofern sind Veränderungen unserer heimischen Flora natürlich und richtig. Nicht heimische Pflanzenarten, die nach 1492 in ein Land eingebracht wurden, entweder unabsichtlich durch Verschleppung oder absichtlich, z.B. als Zierpflanzen, nennt man Neophyten, Tiere Neozoen, zusammengefasst werden sie unter dem Begriff Neobiota. Grundsätzlich ist die Tatsache der Einbringung dieser Arten nicht anders zu bewerten als die Einbringung von Arten in früheren Zeiten. Problematisch ist, dass solche Vorgänge im Zuge der globalen Vernetzung in unserer heutigen Zeit wesentlich rascher vor sich gehen und der Mensch sich zudem oft der Auswirkungen nicht bewusst ist. Viele vom Menschen beeinflusste Standorte bieten Neobiota bessere Entwicklungsmöglichkeiten als naturnahe Standorte, bzw. naturnahe Gebiete. Zudem fehlen in neubesiedelten Gebieten oft die natürlichen Feinde der alten Heimat. Unsere heutigen Ressourcen, was Natürlichkeit und Artenvielfalt angeht sind begrenzt und dadurch umso anfälliger. Doch nicht alle neuzeitlich eingeschleppten Arten sind gefährlich. Manche aber von ihnen sind in einem hohen Maße invasiv, d.h. sie sind in unserem hiesigen Klima derart konkurrenzstark, dass sie einheimische, oft auch gefährdete, Arten verdrängen. Dies sind sogenannten Problemarten. Zudem sind sie in der Lage, auch wirtschaftliche Schäden hervorzurufen, indem sie den Ertrag in der Agrar- und Forstwirtschaft vermindern oder Probleme im Straßenbau und Hochwasserschutz hervorrufen. Manche dieser Arten gefährden sogar unsere Gesundheit.

In Österreich stehen derzeit ca. 1110 neophytische Gefäßpflanzenarten (= höhere, grüne Pflanzen) ca. 2950 heimischen Arten gegenüber, d.h. der Anteil an Neophyten liegt bei ungefähr 27 %. Davon als problematisch eingestuft werden etwa 20 Arten, eine Auswahl davon soll hier vorgestellt werden.

Archäophyten und Nutzpflanzen

Bei den Archäophyten in Mitteleuropa handelt es sich in den meisten Fällen um eine bewusste Verbreitung, bzw. Einschleppung. Untersuchungen in Tschechien (Pysek et al., 2002) weisen 688 Pflanzen auf, die heute als verwildert gelten, ursprünglich aber auf Grund eines bestimmten Verwendungszweckes (z.B. medizinische Zwecke, Ölpflanzen, Holzproduktion, Färbepflanzen, Faserpflanzen, usw.) eingeführt wurden, also Nutzpflanzen waren.
Nicht zu vergessen sind natürlich die Nahrungspflanzen! Bis in die Neuzeit gelangten vor allem südliche Arten - aus dem Mittelmeerraum und aus Vorderasien - nach Mitteleuropa (Kowarik, 2003). So stammen die meisten Getreidearten aus dem vorderen Orient (z.B. Dinkel, Hirse, Gerste, Weizen, Roggen, Einkorn). Laut Sitka, 1995, sind mit den Römern Öl- und Faserpflanzen (z.B. Lein, Mohn, Hanf), Gemüsepflanzen (z.B. Linsen, Erbse, Mangold, u.a.), Gewürz- und Heilpflanzen (z.B. Dill, Koriander, Knoblauch) und Obst (z.B. Pfirsich und Walnuss) nach Baden-Württemberg verbracht worden. Auch die, vor allem im Mittelalter stark kultivierten und gezüchteten, Kernobstsorten (i.e.S. Apfel und Birne) stammen als Wildform (Malus sylvestris und Pyrus pyraster) ursprünglich aus dem Vorderen Orient (Fauland et al. 2005).

 

Begriffsklärung: „invasive Pflanzen"

Als invasiv gelten Neobiota, die in wenigstens einem Biotoptyp (in Österreich) so häufig vorkommen, dass
• eine Verdrängung indigener Tier- oder Pflanzenarten belegt oder zu vermuten ist, oder
• die Struktur des Biotoptyps markant verändert wird, oder
• die Standortseigenschaften oder ökosystemare Prozesse langfristig verändert werden.


potentiell gesundheitsgefährdende Arten:
Ambrosie, Riesenbärenklau


(potentiell) volkswirtschaftsschädliche Arten:
Staudenknöterich, Eschenahorn, Rauhaariger Fuchsschwanz 

problematische Arten im Natur- u. Landschaftsschutz:
Robinie, Götterbaum, Goldrute, Drüsiges Springkraut, Schlitzblättriger Sonnenhut

potientiell problematisch: Schmetterlingsflieder, Scheinindigo, Seidenpflanze,  

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