Wolf (canis lupus)

Wolf
Wolf© G. Rauer

Der Wolf (canis lupus)

Mitteleuropäische Wölfe wiegen durchschnittlich 40 kg. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und haben einen optimalen Geruchssinn. Sie werden 8-16 Jahre alt.

Wölfe leben in einem stark ausgeprägten Sozialverband (Rudel) und leben in Familien mit starken Bindungen und Hierarchien. Sie kommunizieren untereinander durch Heulen. Wenn die Jungtiere das Elternrudel verlassen, wandern sie viele hunderte Kilometer alleine - sie sind in dieser Phase also Einzelgänger, bis sie einen Partner gefunden haben. Pro Tag können sie ca. 70 km zurücklegen. Jungwölfe werden mit 10-22 Monaten geschlechtsreif und wandern aus ihrem Rudel ab.

Der optimale Lebensraum soll bewaldet sein, mit teilweise offenen Bereichen. Die Reviergröße wird vor allem über das Nahrungsangebot bestimmt und liegt in etwa zwischen 150 und 350 km2.

Jagdverhalten:

Wölfe sind Rudeltiere und jagen vor allem größere Beutetiere im Familienverband. Die Nahrung wird auch gemeinsam verspeist.

Der Wolf jagt bevorzugt Huftiere. Dazu zählt Schalenwild wie Rehe, Wildschweine und Hirsche. 60 Prozent ihrer Beute sind junge, schwache oder alte Tiere. Auch Ziegen und Schafe zählen zu den Huftieren und wenn sie diese Haustiere ungeschützt vorfinden, werden auch diese Tiere erbeutet. Sie fressen aber auch Kleinsäuger, Vögel oder Aas. Der mittlere Nahrungsbedarf eines Wolfes beträgt etwa drei bis vier Kilogramm Fleisch am Tag

Gefahr für den Menschen:

In der Regel geht von wildlebenden Wölfen keine Gefahr für Menschen aus, da es sich um scheue und vorsichtige Tiere handelt und der Mensch entgegen der Erzählungen in viele Geschichten (wie Rotkäppchen) weder als Beutetier noch als Artgenosse wahrgenommen wird. Berichte über Angriffe sind größtenteils auf tollwütige Wölfe zurückzuführen, wobei die Tollwut durch Impfköder in Mitteleuropa als weitgehend ausgerottet gilt. Gefahr geht vom Wolf nach Einschätzungen von Expertinnen und Experten nur in speziellen Umweltsituationen aus - zum Beispiel durch gezieltes Füttern. Statistisch gesehen sind Wolfsübergriffe allerdings sehr selten. So fielen laut einer Studie des Norwegischen Instituts für Naturforschung aus dem Jahr 2002 zwischen 1950 und dem Jahr 2000 in ganz Europa (Vorkommen etwa 15000-20000 Tiere) neun Menschen Wolfsangriffen zum Opfer. Davon waren fünf der Fälle auf Tollwut zurück zu führen. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum 59 Übergriffe von denen 38 in Zusammenhang mit Tollwut gestanden sind.

Verbreitung:

Der Wolf kam einst fast flächendeckend in der gesamten nördlichen Hemisphäre vor. Vor etwa 120 Jahren wurde er so vehement bejagt, dass er beinahe ausgerottet wurde. In Europa konnten nur wenige Wolfspopulationen in den Oststaaten, Griechenland, dem Balkan, Italien und der Ibirischen Halbinsel überleben. Durch den europaweiten Schutz und dem Verbot der Bejagung konnte sich der Wolf langsam wieder ausbreiten.

Rechtliches:

Der Wolf ist in Anhang II der Berner Konvention sowie der FFH-Richtlinie in Anhang II und Anhang IV als besonders geschützte Tierart angeführt. Im Landesrecht wird der Schutz des Wolfes in §  17  Steiermärkisches Naturschutzgesetz in Verbindung mit § 3 Artenschutzverordnung geregelt. Der Handel mit diesen Tieren wird im Washingtoner Artenschutzübereinkommen geregelt (CITES). Der Wolf ist Wild gemäß §2 Steiermärkisches Jagdgesetz und ganzjährig geschont 

Der Wolf zählt zum ursprünglich beheimateten Wildartenspektrum. Ende des 19. Jahrhunderts ist die letzte autochthone Wolfspopulation in der Steiermark durch intensive Bejagung erloschen. Vor allem aufgrund der sehr guten Nahrungsverfügbarkeit und der strengen gesetzlichen Schutzbestimmungen kam es seit den 1970er Jahren zu einer Erholung der Wolfsbestände. Das führte dazu, dass viele ehemalige Verbreitungsgebiete in Mitteleuropa wieder besiedelt wurden. Aus den West- und Südalpen (F, I, CH), sowie aus Deutschland, den Karpaten und anderen süd- und osteuropäischen Regionen (SLO, CZ, SK, PL) wandern regelmäßig Einzeltiere nach Österreich ein, halten sich hier kurzfristig auf, lassen sich für längere Zeit nieder oder bilden Rudel.

In Österreich werden nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 30 und 50 Individuen vermutet. Die aktuellen Bestandszahlen und Verbreitungskarten sind auf der Homepage des ÖZ Bär, Wolf, Luchs abrufbar: https://baer-wolf-luchs.at/verbreitungskarten.htm.

Seine Rückkehr erweitert die Artenvielfalt in der Steiermark. Sie bringt jedoch auch Konfliktpotential mit sich. Als Schlüsselart beeinflusst er die Struktur und Funktionen der jeweiligen Ökosysteme stärker als man aufgrund seiner geringen Häufigkeit erwarten könnte. LandnutzerInnen aus den Bereichen Alm- und Landwirtschaft sind jedoch oftmals direkt von Nutztierrissen durch Wölfe betroffen.

Prävention und Herdenschutz:

Eine der besten Möglichkeiten zur Vermeidung von Nutztierrissen sind geeignete Präventionsmaßnahmen. Die Palette reicht dabei von technischem Herdenschutz in Form von Zäunung bis hin zu Herdenschutzhunden, Behirtung und Besenderung der Weidetiere. Es ist notwendig, PräventionsberaterInnen zu schulen, welche über geeignete Maßnahmen zur Verhinderung von Wolfsangriffen informieren.

Betreffend Herdenschutzmaßnahmen und Mindeststandards wird auf die Broschüre des Österreichzentrums verwiesen.

Aller Voraussicht nach ist zu erwarten, dass Wölfe die Schalenwildpopulationen in Österreich in ihrer zeitlich-räumlichen Verteilung und in ihrer Populationsgröße beeinflussen werden. Dies wird Auswirkungen auf die jagdliche Nutzung, daraus resultierend auf die Abschusspläne und die Wildschadensituation im gesamten Landesgebiet haben. Insbesondere im Schutzwaldbereich bedarf es eines genauen Monitorings.

Monitoring:

Das Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs ist damit beauftragt, führt ein bundesweites Wolfs- und Rissmonitoring  (siehe https://baer-wolf-luchs.at/index.htm). Dieses ständig weiter zu entwickelnde Werkzeug soll dabei helfen, möglichst aktuell über Wolfsbewegungen in Österreich zu informieren. Dadurch soll es potentiell Betroffenen ermöglicht werden, zielgerichtet und zeitnah zu agieren, um in der Lage zu sein, Wolfsübergriffe auf den eigenen Betrieb zu verhindern.

Vorgehen bei Rissen:

Sollte es zu einem Übergriff auf Nutztiere kommen, stehen in jedem steirischen Bezirk RissbegutachterInnen zur Verfügung. Die Aufgabe dieser amtlichen, unabhängigen ExpertInnen ist es festzustellen, ob ein Wolfsriss vorliegt. In weiterer Folge unterstützen diese Sachverständigen auch bei der Abwicklung des Schadensfalles und der Einreichung der Unterlagen bei der Versicherung. In der Steiermark wurden die Entschädigungszahlungen dem jeweiligen Verwertungs- beziehungsweise Zuchtwert der Nutztiere angepasst.

Die RissbegutachterInnen erheben mittels wissenschaftlich eindeutiger Methoden, wie Spuren- und Rissbildanalyse, Spurensicherung sowie Laboranalytik, ob tatsächlich ein Wolfsriss vorliegt, denn nur dann erfolgt eine Schadensabgeltung.

Stand 12.07.2022

 

 

 

 

 

 

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